Die Legende vom BambusSchneider – Eine Geschichte über den Wert der Bescheidenheit und die Macht der Natur

 Die Legende vom BambusSchneider – Eine Geschichte über den Wert der Bescheidenheit und die Macht der Natur

In den Nebelverhangenen Tälern Japans, wo uralte Bäume ihre Äste zum Himmel strecken und sanfte Bäche durch das Grün rauschen, zirkuliert ein uralter Mythos. Ein Mythos, der nicht nur von magischen Wesen und fantastischen Abenteuern handelt, sondern auch die tiefgründigen Werte einer Kultur widerspiegelt – die Legende vom BambusSchneider. Diese Geschichte, wie so viele andere japanische Sagen aus dem 10. Jahrhundert, wurde mündlich überliefert, bevor sie schließlich schriftlich festgehalten wurde.

Die Legende beginnt mit einem jungen Mann namens Taketori no Chino. Er war ein ehrlicher Holzfäller, der tief in den Bergen lebte und sein Leben in bescheidenem Einklang mit der Natur verbrachte. Eines Tages stolperte er bei seinen Arbeiten über eine mysteriöse Bambuspflanze, die ungewöhnlich dick und glänzend war. Als er sie vorsichtig aufschlug, fand er darin nicht nur einen Bambusschuss, sondern ein winziges Mädchen, kaum größer als sein Daumen.

Das Baby strahlte eine unwirkliche Schönheit aus, mit langen, schwarzen Haaren und großen, funkelnden Augen. Taketori, tief beeindruckt von diesem unerwarteten Geschenk der Natur, nahm das Kind zu sich und nannte es „Kaguya-hime“, was “Prinzessin des Glücks” bedeutet.

Kaguya-hime wuchs schnell heran, entwickelte eine unvorstellbare Schönheit und Anmut. Ihre Intelligenz und Weisheit übertrafen all ihre Altersgenossen. Taketori kümmerte sich liebevoll um sie, doch er wusste nicht, woher sie kam oder was ihr Schicksal war.

Mit zunehmendem Alter fragte Kaguya-hime immer mehr nach ihrer Herkunft. Sie blickte sehnsuchtsvoll in den Himmel und sehnte sich nach dem Ort, an dem sie geboren wurde – der Mond.

Zeichen der Göttin
Langes schwarzes Haar
Große, funkelnde Augen
Ungewöhnliche Schönheit und Anmut
Überragende Intelligenz und Weisheit

Kaguya-hime erzählte Taketori Geschichten über den Mond, über Paläste aus Kristall und Gärten voller leuchtender Blumen. Er erkannte, dass seine Adoptivtochter nicht einfach ein Mensch war, sondern eine göttliche Wesenheit, die auf der Erde gestrandet war.

Eines Tages erreichte Kaguya-hime das heiratsfähige Alter. Die Nachricht von ihrer Schönheit und ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten verbreitete sich wie Lauffeuer durch das Land. Fünf Herren, mächtige Fürsten und Adelige, buhlten um ihre Hand. Doch Kaguya-hime lehnte alle Anträge ab, da sie wusste, dass ihr Herz an einem anderen Ort war – am Mond.

Um die Verehrer zu testen, stellte sie ihnen scheinbar unlösbare Aufgaben: Sie verlangten von ihnen kostbare Schätze wie ein Zweig des chinesischen Apfelbaums, den Mantel des Windes und das Juwel der Drachenkönigin. Die Herren reisten in alle Ecken des Landes, doch keiner konnte die Aufgaben lösen. Nur Kaguya-himes Herz war auf dem Mond – sie hatte keine Zeit für irdische Liebe.

Schließlich wurde es Zeit für ihre Rückkehr. In der Nacht leuchtete ein riesiger Mondstrahl auf Kaguya-hime herab und hob sie sanft in den Himmel. Sie blickte noch einmal zu Taketori, der voller Trauer ihren Abschied betrachtete, bevor sie verschwand.

Taketori war verzweifelt, doch er wusste, dass er Kaguya-himes Entscheidung respektieren musste. Ihre Geschichte wurde zur Legende – eine Erinnerung daran, dass selbst die größten irdischen Freuden verblassen, wenn man einen höheren Zweck verfolgt.

Die Bedeutung der BambusSchneider-Legende:

  • Bescheidenheit: Taketori nimmt das mysteriöse Kind mit Güte und ohne Erwartungen an. Er verkörpert den japanischen Wert der “Shikata ga nai” – die Akzeptanz des Schicksals und das Loslassen von materiellen Wünschen.

  • Naturverehrung: Die Bambuspflanze, Quelle der magischen Wesenheit, symbolisiert die Verbindung zwischen Mensch und Natur. Der Mythos würdigt die Kraft und Mysterien der natürlichen Welt.

  • Die Suche nach dem Eigenen: Kaguya-hime repräsentiert das Streben nach einem höheren Ziel. Ihr Wunsch, zu ihrer wahren Heimat zurückzukehren, erinnert daran, dass wir uns selbst treu bleiben sollten und unseren eigenen Weg finden.

Die Legende vom BambusSchneider ist mehr als nur eine märchenhafte Geschichte. Sie ist ein Spiegelbild der japanischen Kultur, ihrer Werte und ihrer tiefen Verbundenheit mit der Natur. Die Geschichte inspiriert bis heute und erinnert uns daran, dass wahre Glückseligkeit nicht in materiellen Gütern, sondern im Inneren liegt – und dass es nie zu spät ist, seinen eigenen Weg zu finden.